[WestG] [AKT] Vortrag: Die Radbod-Katastrophe von 1908, Witten-Bommern, 28.01.2009

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Jan 22 11:04:48 CET 2009


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 21.01.2009, 12:26


AKTUELL

Die Radbod-Katastrophe von 1908 
Vortrag über Explosionsrisiko im LWL-Industriemuseum Zeche 
Nachtigall

Über das Explosionsrisiko und Schutzmaßnahmen im industriellen 
Steinkohlenbergbau berichtet Dr. Michael Farrenkopf vom 
Deutschen Bergbau-Museum Bochum am Mittwoch, 28. Januar, im 
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall. Der Landschaftsverband 
Westfalen-Lippe (LWL) lädt um 19 Uhr zu dem Vortrag in sein 
Wittener Industriemuseum ein. Er findet statt im Rahmen des 
umfangreichen Begleitprogramms zur Sonderausstellung 
"Grubenunglück Radbod 1908. Die Aufzeichnungen des Einfahrers 
Moritz Wilhelm", die noch bis zum 30. Juni in Witten zu sehen 
ist. Ab 18 Uhr haben Besucher die Möglichkeit, die Ausstellung 
bei freiem Eintritt zu besichtigen.

Aufgrund einer kombinierten Schlagwetter- und 
Kohlenstaubexplosion kamen am 12. November 1908 auf der 
Schachtanlage Radbod in Hamm 350 Bergleute zu Tode. Es war das 
bis dahin folgenschwerste Explosionsunglück in der Geschichte 
des deutschen Steinkohlenbergbaus. Der Vortrag behandelt die 
sicherheitstechnischen und gesellschaftlichen Hintergründe der 
Katastrophe und ordnet sie in die historische Entwicklung von 
Explosionsrisiko und bergbaulichem Explosionsschutz ein.

Die Radbod-Katastrophe war für die Zeitgenossen ein Schock. Als 
klar wurde, dass es keine Überlebenden mehr geben konnte, wurde 
schon am frühen Abend des Unglückstages die Schließung und 
Flutung des Bergwerks beschlossen. Es folgten insgesamt zwei 
Jahre andauernde Aufräum- und Bergungsarbeiten, die das Unglück 
präsent hielten und den Diskussionen um die Ursachen immer 
wieder neue Nahrung gaben.

Die mit hoher Sachkompetenz durchgeführten Unfalluntersuchungen 
ließen eine eindeutige Bestimmung des Explosionsauslösers nicht 
zu, so dass die gerichtlichen Prozesse nicht zur Verurteilung 
der Angeklagten aufgrund fahrlässigen Verhaltens führten. Aber 
die Radbod-Katastrophe wirkte dennoch so tief, dass nachhaltige 
Veränderungen im deutschen Steinkohlenbergbau einsetzten. Zum 
Beispiel wurde die Schlagwetter- und Kohlenstaubforschung 
intensiviert und eine Hauptstelle für das Grubenrettungswesen im 
Ruhrbergbau eingerichtet. Mit der Novellierung des Berggesetzes 
im Jahr 1909 wurden schließlich die seit langem geforderten 
Sicherheitsmänner aus den Reihen der Arbeiterschaft eingeführt.

Zur Person
Dr. Michael Farrenkopf leitet das Montanhistorische 
Dokumentationszentrum mit den Bereichen Bergbau-Archiv, 
Bibliothek/Fotothek und Museale Sammlungen beim Deutschen 
Bergbau-Museum Bochum. Als Forschungsleiter für die 
Montangeschichte seit der Industrialisierung zählt die 
historische Unfall- und Katastrophenforschung im Bergbau seit 
längerem zu seinen Forschungsschwerpunkten.


INFO

LWL-Industriemuseum
Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35
58452 Witten-Bommern
Tel.: 02302 93664-0
Fax: 02302 93664-22
E-Mail: Zeche-Nachtigall at lwl.org


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