[WestG] [AKT] 10 Jahre Villa ten Hompel, Muenster, 13.12.2009

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Dez 8 11:16:26 CET 2009


Von: "Stadt Münster" <info at presse-service.de>
Datum: 07.12.2009, 11:04


AKTUELL

10 Jahre Villa ten Hompel
Wohnhaus - "Deutsche Dienststelle" - Geschichtsort / 
Jubiläumsfeier am 13. Dezember

Der Geschichtsort Villa ten Hompel hat sich vor zehn Jahren das 
ambitionierte Ziel gesetzt, "historisch-ethische Orientierungen 
am authentischen Ort" zu bieten und eine Brücke von der 
Wissenschaft in die Gesellschaft zu bauen. Am 13. Dezember 1999 
nahm "die Villa" am Kaiser-Wilhelm-Ring ihre Arbeit auf.

Genau zehn Jahre später, am Sonntag, 13. Dezember, soll die 
Forschungs- und Bildungsarbeit des Hauses mit einer Matinée 
unter der Überschrift "Obama in Buchenwald: Erinnerungskultur 
als globaler Auftrag?" gewürdigt werden. Prof. Dr. Volkhard 
Knigge von der Universität Jena / Stiftung Gedenkstätten 
Buchenwald und Mittelbau-Dora nimmt an dem Gespräch zur Rolle 
der Erinnerungskultur im globalen Kontext teil.

Tatort des Unrechts - Dienststelle der Wiedergutmachung

Als eine "deutsche Dienststelle" war die Villa ten Hompel 
zugleich Tatort des Unrechts und Dienststelle der 
Wiedergutmachung. Von 1940 bis 1945 residierte hier der 
regionale Befehlshaber der Ordnungspolizei. Im NS-Regime trug 
diese Behörde mit ihren Erlassen, Befehlen und Handlungen 
erheblich zum Massenmord an Juden, Sinti und Roma bei. Von 1953 
bis 1968 war im Gebäude die Wiedergutmachungsbehörde 
untergebracht.

Dieser authentische "Schreibtischtatort" öffnete seine Pforten 
als Geschichtsort mit der Erstpräsentation der 
Wanderausstellung "Verfolgung und Verwaltung. Die 
wirtschaftliche Ausplünderung der Juden und die westfälischen 
Finanzbehörden". Es folgten die Dauerausstellungen zur 
Polizeigeschichte "Im Auftrag. Polizei, Verwaltung und 
Verantwortung" (2001) und zur Geschichte der Wiedergutmachung 
("Wiedergutmachung als Auftrag", 2005).

"Die Villa ten Hompel ist heute aus dem kulturellen Leben der 
Stadt Münster und aus dem Geschichtsunterricht unserer Schulen 
nicht mehr weg zu denken", resümiert Dr. Andrea Hanke, 
Beigeordnete für Bildung, Familie, Jugend, Kultur und Sport die 
Arbeit der ersten Dekade intensiver Forschungs- und 
Vermittlungsarbeit der Fachleute in der Villa.

Einzigartig in Deutschland

"Unter den Erinnerungs- und Gedenkstätten in der Bundesrepublik 
Deutschland ist die Villa ten Hompel mit ihrer Ausrichtung auf 
Polizei- und Verwaltungsgeschichte im 20. Jahrhundert 
einzigartig. Nur hier wird zu diesem Thema das Geschriebene der 
Fachhistoriker für ein breites Publikum in Ausstellungen 
adäquat umgesetzt", hebt Gründungsdirektor Prof. Dr. Alfons 
Kenkmann diesen Geschichtsort aus der Reihe der 
Forschungsinstitutionen und Museen hervor.

Ungewöhnliche Ausstellungsinszenierungen, exemplarische Medien 
und Rollenspiele machen die Besuche auch für Schulklassen 
ungewöhnlich interessant. Eine Zeitreise mit dem 
Geschichtskoffer vermittelt das Thema altersgerecht an 
Grundschüler, auf dem Geschichtspfad können die älteren das 
dichte Netz nationalsozialistischer Repressionen 
nachvollziehen. Und die Fahrten zu Gedenkstätten werden 
intensiv vorbereitet: auch mit altersgerechten Strategien gegen 
Rechtsextremismus.

Bildungsarbeit

So ist auch die im Jahr 2000 begonnene Bildungsarbeit - 
gemeinsam mit der Polizei - zum Themenfeld Rechtsextremismus 
ein wichtiger Baustein im Programm der Villa. Aus diesen 
Anfängen entstand inzwischen die sehr aktive "Mobile Beratung 
gegen Rechtsextremismus und für Demokratie im Regierungsbezirk 
Münster" kurz "mobim" (www.mobim.info).

"Es bleibt aber immer wieder eine Herausforderung, nicht nur 
Fakten-Wissen zur Vergangenheit zu vermitteln, sondern auch 
demokratische Haltungen für die Zukunft zu ermöglichen", 
formuliert der Leiter der Villa ten Hompel, Christoph Spieker.


INFO

Villa ten Hompel - Das Haus am Kaiser-Wilhelm-Ring wurde in den 
1920er Jahren als Wohnsitz des Fabrikanten und 
Zentrumsabgeordneten Rudolf ten Hompel gebaut, 1940 
Schaltzentrale der Ordnungspolizei für den Wehrkreis VI. Hier 
koordinierten 40 Mitarbeiter den Einsatz von 200 000 
Ordnungskräften. Nach dem Krieg war bis 1953 hier das Kommando 
der Wasserschutzpolizei-Gruppe "Westdeutsche Kanäle" 
untergebracht. Von 1953 bis zu seiner Auflösung 1968 hatte dann 
das "Dezernat für Wiedergutmachung für politisch, rassisch und 
religiös Verfolgte" seinen Sitz in der Villa ten Hompel, 
anschließend die Staatliche Büchereistelle und das 
Gewerbeaufsichtsamt. Seit 1999 arbeiten am Kaiser-Wilhelm-Ring 
28 die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geschichtsortes. 
www.muenster.de/stadt/villa-ten-hompel


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