[WestG] [AKT] LWL beginnt mit Sanierung der Spinnerei Herding
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Aug 18 11:04:24 CEST 2009
Von: "Christiane Spänhoff" <christiane.spaenhoff at lwl.org>
Datum: 14.08.2009, 13:45
AKTUELL
Industriedenkmal wird Baustelle
LWL beginnt mit Sanierung der Spinnerei Herding
Seit Jahren werden die Fäden für das Projekt gesponnen, jetzt
wird es ernst mit dem Ausbau der Spinnerei Herding zur
"Kulturfabrik". Am Freitag (14.8.) setzte sich Dr. Wolfgang
Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL),
in Bocholt an das Steuer eines Autokrans und gab den Start
frei für die Bauarbeiten. 5,9 Millionen Euro aus dem
Konjunkturpaket II steckt der LWL in die Sanierung und den
Ausbau des vierstöckigen Industriedenkmals an der Aa. "Das ist
ein großer Schritt nach vorn und ein wichtiger Impuls für die
ganze Region. Diese Summe bringt Beschäftigung für viele
Handwerker und Baufirmen", erklärte LWL-Direktor Kirsch zum
Beginn der Maßnahme.
Schneller als erhofft kann der LWL mit den Mitteln aus Berlin
die Erweiterungspläne für sein Bocholter Industriemuseum in die
Tat umsetzen. Kirsch: "Die großen und faszinierenden Räume der
Spinnerei eröffnen uns die Möglichkeit, hier eins der führenden
Textilmuseen Deutschlands zu etablieren. Damit werden wir der
historischen Bedeutung des Industriezweiges im Westmünsterland
gerecht und können erstmals auch größere Teile unserer Sammlung
an Textilmaschinen präsentieren, die einzigartig auf dem
Festland ist."
Umsetzung des Konjunkturpaktes
Die Umsetzung des Konjunkturpaketes ist ein Kraftakt - im
wahrsten Sinne des Wortes. Schon die Textildruckmaschine
Baujahr 1873, die am Freitag mittels Kran durch das geöffnete
Dach des Kesselhauses gehoben wurde, wiegt mehr als vier
Tonnen. "Und das ist nur eine von insgesamt 200 historischen
Großmaschinen, die wir für die Zeit der Bauarbeiten in Räume
einer ehemaligen Weberei in Bocholt auslagern müssen", erklärt
Museumsleiter Dr. Hermann Josef Stenkamp.
Der Zeitrahmen ist eng: Bis Ende 2010 sollen die Mittel verbaut
sein. Zunächst wird am neuen Eingang der Kulturfabrik
gearbeitet. Das Dach des ehemaligen Kesselhauses muss
abgetragen und die Stirnwand geöffnet werden. Hier gelangen die
Besucher künftig ins Foyer und den 600 qm großen Raum für
Wechselausstellungen. Der Spinnereisaal im Erdgeschoss wird in
Teilbereichen klimatisiert, um auch empfindliche und
hochwertige Exponate zeigen zu können. Das erste Obergeschoss
soll für die Dauerausstellung reserviert werden. Auch eigene
Räumlichkeiten für die Museumspädagogik sind geplant. "Das ist
uns besonders wichtig", so Stenkamp.
Über alle vier Etagen erstrecken sich die Bauarbeiten für das
neue Treppenhaus im historischen Seilgang der Spinnerei, über
den früher die Antriebsenergie zu den Spinnmaschinen verteilt
wurde. Treppen und ein Aufzug bringen Besucher künftig zu den
Veranstaltungsräumen im zweiten Obergeschoss und aufs Dach der
Spinnerei. Dort entsteht ein Kubus aus Stahl und Glas - das
künftige Museumsrestaurant. "Von der Dachterrasse aus hat man
einen Blick über ganz Bocholt. Das wird ein Glanzlicht des
neuen Hauses", ist sich Museumsleiter Stenkamp sicher.
Eine breite Palette von begleitenden Arbeiten in den Bereichen
Brandschutz, Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär und Elektro
gehört ebenfalls zum Ausbauprogramm. Bei all dem steht der
Denkmalschutz ganz oben an. "Wir werden die historische
Bausubstanz so weit wie möglich erhalten, und alle Neubauteile
in den historisch bedeutenden Bereichen werden auch klar als
neu zu erkennen sein", erklärt Bauleiter André Behrens vom
LWL-Bau- und Liegenschaftsbetrieb.
Hintergrund LWL-Textilmuseum
Das Textilmuseum in Bocholt ist einer von acht Standorten des
LWL-Industriemuseums. Weil ein historisches Gebäude seinerzeit
nicht zur Verfügung stand, beschloss der LWL 1984 zunächst den
Nachbau einer typischen Weberei aus der Zeit der
Jahrhundertwende als Standort für ein Textilmuseum. 1989 wurde
an der Aa Eröffnung gefeiert. Im Jahr 2004 konnte der LWL den
viergeschossigen Backsteinbau der in den 1970er Jahren
stillgelegten Spinnerei Herding in Sichtweite zum heutigen
Museum mit finanzieller Unterstützung der Sparkassenstiftung,
der Stadt Bocholt und des Kreises Borken für die
Museumserweiterung ankaufen. Zwischenzeitlich sind Depot und
Werkstatt in das Gebäude eingezogen. Im Rahmen von
Sonderausstellungen und Veranstaltungen hat das
LWL-Industriemuseum die Spinnerei Herding in den letzten Jahren
immer wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das nächste
Event ist die 2. Bocholter Kriminacht am 19.9.2009, 19 bis 24 Uhr.
INFO
LWL-Industriemuseum
Textilmuseum in Bocholt
Uhlandstr. 50
46397 Bocholt
Tel.: 02871 21611 - 0
E-Mail: textilmuseum at lwl.org
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