[WestG] [AKT] Aeltester Stadtplan Muensters mit kriminalistischen Hinweisen
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Mai 2 11:12:34 CEST 2008
Von: "Pressestelle der Uni Münster" <pressestelle at uni-muenster.de>
Datum: 25.04.2008, 14:59
AKTUELL
Mord auf dem Domplatz?
Ältester Stadtplan Münsters mit kriminalistischen Hinweisen
Der vermutlich älteste Stadtplan Münsters wurde durch Zufall in
einem Archiv in Bad Homburg entdeckt. Städtehistoriker der WWU
haben auf dem Plan vom Beginn des 17. Jahrhunderts auch Hinweise
auf einen Mordfall entdeckt. In den nächsten sechs Wochen wird
der Plan im Stadtmuseum Münster ausgestellt.
Auf der diesjährigen Frühjahrstagung des Instituts für
vergleichende Städtegeschichte an der Westfälischen
Wilhelms-Universität Anfang März in Münster gab es eine
unerwartete Sensation: Dr. Holger Th. Gräf, Mitarbeiter des
Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde in Marburg,
stellte einen Quellenfund vor, den er zufällig im Stadtarchiv
von Bad Homburg gemacht hatte. Bei seinem Besuch wurden ihm
bisher nicht identifizierte Stadtansichten präsentiert. Als
langjähriges Mitglied des Kuratoriums für vergleichende
Städtegeschichte und regelmäßiger Teilnehmer der
städtegeschichtlichen Tagungen in Münster erkannte Gräf auf
einem der Pläne eine Vogelschauansicht des münsterschen
Innenstadtbezirks.
Die 38 x 84 cm große lavierte Federzeichnung mit dem Domplatz im
Zentrum zeigt den Prinzipalmarkt und die angrenzenden Straßen in
überraschendem Detailreichtum. Präzise wiedergegeben sind
beispielsweise das Michaelistor am Eingang zur Domimmunität und
die Jakobikirche auf dem Domplatz, die im 18. bzw. 19.
Jahrhundert abgebrochen wurden. Ganz außergewöhnlich ist zudem
die Darstellung von Staffagefiguren, die u.a. in ein
Kampfgeschehen verwickelt sind. Wann genau die Zeichnung
entstanden ist, ist noch ungeklärt. Die bisherigen Forschungen
deuten darauf hin, dass der Plan vermutlich aus dem Beginn des
17. Jahrhunderts datiert und damit älter ist als der berühmte
Alerdinck Plan von 1636. Es wäre demnach der älteste Plan der
Stadt Münster überhaupt.
Die Beschriftung und die Staffagefiguren lassen vermuten, dass
der Plan im Zusammenhang mit einem weit über Münster hinaus
berühmten Mordfall zu sehen ist: Am 17. Juli 1607 erstach
Diethrich von Galen, Vater des späteren Bischofs Christoph
Bernhard von Galen, den Erbmarschall Gerhard Morrien zu
Nordkirchen. Der Fall zog Kreise und landete schließlich auf
Betreiben der Witwe vor dem obersten Gericht des Reiches, dem
Reichskammergericht in Speyer. Die Historiker vermuten, dass der
Plan in Verbindung mit diesem äußerst langwierigen Prozess
stand.
Im Rahmen seines Freitagskolloquiums zu Problemen vergleichender
Städtegeschichte stellte das Institut am 25. April 2008 das
Original aus Bad Homburg der münsterschen Öffentlichkeit vor.
Dr. Astrid Krüger, Stadtarchiv Bad Homburg, und Dr. Holger Th.
Gräf, Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde
Marburg, referierten zur Herkunft des Plans und stellten die
Gattung vor. Dr. Frank Dierkes, Münster, berichtete über den
Streitfall von Galen/Morrien und beleuchtete die historischen
Hintergründe. Dr. Mechthild Siekmann, Münster, ging der Frage
nach, welche topographischen Informationen zum münsterschen
Stadtbild der Plan beinhaltet. Auf Einladung des Instituts für
vergleichende Städtegeschichte diskutierten im Anschluss
ausgewiesene Kenner der münsterschen Geschichte den Plan. Die
Ergebnisse werden in eine vom Institut herausgegebene
Publikation einfließen, die ein Faksimile des Plans und einen
umfangreichen Kommentarteil enthalten wird.
Auf Vermittlung des Instituts wird das Original im Anschluss an
das Kolloquium ab Anfang Mai für sechs Wochen im Stadtmuseum
Münster gezeigt und damit auch der breiteren Öffentlichkeit
zugänglich gemacht.
INFO
Institut für vergleichende Städtegeschichte
* IStG * gGmbH
an der Universität Münster
Königsstr. 46
48143 Münster
Tel.: 0251 / 83-275-12
Fax: 0251 / 83-275-35
Geöffnet montags bis freitags 9:00-16:30 Uhr
URL: http://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/