[WestG] [AUS] Ausstellung "Aufbau West" im LWL-Ziegeleimuseum, Lage, bis 21.09.2008
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Jun 27 10:39:37 CEST 2008
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 26.06.2008, 14:08
AUSSTELLUNG
Stoffaffe wurde im Waggon zum Seelentröster und Spielgefährten
Ausstellung "Aufbau West" im LWL-Ziegeleimuseum
Etwas traurig sieht der Affe schon aus, der in der Ausstellung
"Aufbau West" in einer Vitrine sitzt: Das braune Kunstfell hat
viele kahle Stellen, der Stoff ist farblos. Auf den ersten Blick
sieht man, dass das Kuscheltier schon einiges mitgemacht hat.
Der Affe begleitete 1946 die damals neunjährige Susanne Scholz,
als sie mit ihren Eltern aus dem schlesischen Bunzlau in den
Westen vertrieben wurde. Der Affe ist eines von vielen Objekten,
die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) derzeit in
seinem Ziegeleimuseum in Lage in der Sonderausstellung "Aufbau
West - Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder"
zeigt.
Im Mittelpunkt der Schau stehen die Leistungen und Erfahrungen
der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten und der
Sowjetischen Besatzungs-Zone, die nach 1945 mit Arbeitskraft,
Know-how und Unternehmergeist zum Wiederaufbau im Westen
beitrugen. Unter dem Stichwort "Fluchtgepäck" zeigt die erste
Ausstellungsabteilung, was die Flüchtlinge und Vertriebenen bei
ihrem plötzlichen Aufbruch aus ihrer Heimat mit in den Westen
brachten.
In einem engen Güterwaggon wurde die kleine Susanne Scholz mit
ihren Eltern und über 30 weiteren Personen 1946 in den Westen
deportiert. Auf dem Weg ins Ungewisse waren der Neunjährigen ein
weißer Stoffelefant sowie ein kleiner Kuschelaffe - links und
rechts unter die Arme geklemmt - treue Begleiter und spendeten
dem Mädchen Trost.
Ihre Spielgefährten brachte Susanne Scholz mit in die
Barkhofsiedlung nach Nordwalde (Kreis Steinfurt), wo sich ihre
Familie nach der Vertreibung aus Schlesien eine neue Existenz
aufbaute und die junge Frau einige Jahre später auch ihren
heutigen Ehemann Hermann Wiesner kennen lernte. "Leider war der
weiße Elefant während der Fahrt im Waggon vor lauter Dreck
richtig schwarz geworden und meine Mutter musste ihn nach
unserer Ankunft in Nordwalde wegwerfen", bedauert sie.
Den Kuschelaffe bewahrt sie daher als Andenken an ihre Kindheit
in Schlesien ganz besonders vorsichtig auf. "Ich hebe den Affen
zu Hause in einem Schrank auf. So konnte ich ihn damals gut vor
meinem Sohn und heute vor unseren Enkeln retten. Er soll nicht
noch mehr zerfleddert werden", erklärt Susanne Wiesner.
Gut aufgehoben ist das Kuscheltier auch derzeit in der
Sonderausstellung "Aufbau West" im Ziegeleimuseum in Lage, wo er
noch bis zum 21. September 2008 in einer Vitrine mit weiterem
"Fluchtgepäck" von vertriebenen Familien zu sehen ist.
INFO
Aufbau West - Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder
bis 21.09.2008
LWL-Industriemuseum
Ziegeleimuseum in Lage
Sprikernheide 77 I 32791 Lage
Geöffnet Di - So 10 - 18 Uhr