[WestG] [AKT] Ein Menschenschaedel an der Seseke

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Jul 11 10:44:28 CEST 2008


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 10.07.2008, 15:46


AKTUELL

Ein Menschenschädel an der Seseke

Dank ehrenamtlicher Unterstützung konnten Archäologen des 
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) bei 
Renaturierungsmaßnahmen der Seseke bei Kamen (Kreis Unna) einen 
menschlichen Schädel dokumentieren und bergen. Wann und warum 
der Schädel in den Boden gelangte, werden die Spezialisten der 
LWL-Archäologie für Westfalen nun zu klären haben.

Bei der Besichtigung von Erdarbeiten im Rahmen der Renaturierung 
der Seseke waren André Maiwald aus Kamen, einem ehrenamtlichen 
Mitarbeiter der LWL-Archäologie für Westfalen, Bruchstücke eines 
Schädels aufgefallen. Vorbildlich beließ er den Fund an Ort und 
Stelle und benachrichtigte die Außenstelle Olpe der 
LWL-Archäologie für Westfalen. Außenstellenleiter Dr. Michael 
Baales und seine Mitarbeiterin Eva Cichy untersuchten die 
Fundstelle am nächsten Tag und dokumentierten weitere Reste des 
Schädels.

Der Schädel stammt nach der ersten vorläufigen Untersuchung 
offenbar von einem jüngeren Mann. Neben dem Schädel kam ein 
gebogenes Holzstück zutage. Über dessen Funktion sind sich die 
LWL-Archäologen noch unsicher, "möglicherweise sind hieran aber 
Bearbeitungsspuren zu erkennen", erklärt LWL-Archäologin Eva 
Cichy. "Leider konnten wir keine weiteren Funde freilegen, die 
uns über die Datierung der Fundstelle Aufschluss geben, sodass 
das Alter des Schädels mit einer sogenannten 
Radiokarbondatierung geklärt werden muss."

Der Schädel lag in älteren Flussablagerungen der Seseke, knapp 
jenseits der Betonrinne der kanalisierten Seseke. "Er könnte 
durchaus in die vorrömische Eisenzeit um 500 v. Chr. gehören und 
von einem Flussopfer stammen", wagt Cichy eine erste 
Interpretation, "derartige Flussopferfunde kennen wir aus 
verschiedenen ur- und frühgeschichtlichen Perioden." Für die 
Archäologen sind solche Funde wichtig, erlauben sie doch 
Einsichten in die Jenseitsvorstellungen der damaligen Menschen.

Erst vor vier Jahren hatten die LWL-Archäologen in der Nähe, bei 
der Renaturierung des Körnebachs, einen vergleichbaren Fund 
gemacht. Damals handelte es sich um einen Kinderschädel, dem ein 
eisenzeitlicher Dolch beigegeben war. "Diese Funde zeigen 
deutlich, wie wichtig die archäologische Begleitung der 
Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern ist. Dank der Mitarbeit 
ehrenamtlicher Helfer und der guten Zusammenarbeit mit dem 
Lippeverband konnten bereits mehrfach interessante 
archäologische Funde bei derartigen Sanierungsmaßnahmen vor der 
Zerstörung bewahrt werden", freute sich der Leiter der für den 
Regierungsbezirk Arnsberg zuständige Außenstelle der 
LWL-Archäologie für Westfalen, Dr. Michael Baales.