[WestG] [AUS] Haus der juedischen Familie Uhlmann aus Ovenhausen, ab 09.09.2007, Detmold

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Sep 10 11:41:49 CEST 2007


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 09.09.2007, 12:01


AUSSTELLUNG

Haus der jüdischen Familie Uhlmann aus Ovenhausen ist im 
LWL-Freilichtmuseum Detmold ab Dienstag für Besucher geöffnet

Der Aufbau des Hauses der jüdischen Familie Uhlmann aus 
Ovenhausen (Kreis Höxter) im Museum des Landschaftsverbandes 
Westfalen-Lippe (LWL) ist abgeschlossen: Am Sonntag (09.09.) 
feierte der LWL die Eröffnung des Hauses, das ab Dienstag 
(12.09.) im "Paderborner Dorf" des Museums auch für Besucher 
zugänglich ist.

"Das Fachwerkhaus bietet eine Klammer zu 200 Jahren jüdischer 
Geschichte in Westfalen - diese Hauseröffnung ist ein 
bedeutender Schritt für unsere gesamte Region", betonte 
LWL-Museumsleiter Dr. Jan Carstensen bei der Eröffnungsfeier. 
1805 von Nachkommen des 1783 ermordeten jüdischen Händlers 
Soistmann Berend in Ovenhausen errichtet, wurde das Haus bis zur 
Deportation von Familie Uhlmann im Dezember 1941 durchgängig von 
jüdischen Familien bewohnt.

Der historische Kriminalfall von 1783 bildete zudem den 
historischen Hintergrund der bekannten Novelle "Die Judenbuche" 
von Annette von Droste-Hülshoff. Erbauer des Hauses war der 
jüdische Händler Bernd Soistmann, der sich ab 1808 Steilberg 
nannte.1885 erwarb die Familie Uhlmann das Haus. Bis zur 
Deportation durch die Nationalsozialisten im Dezember 1941 
lebten ihre Nachfahren noch darin. Im "Paderborner Dorf" des 
Museums soll das Haus an den jüdischen Bevölkerungsanteil in 
westfälischen Dörfern erinnern.

Das Ovenhausener Haus war von seiner Erbauung 1805 bis 1941 
ununterbrochen in jüdischem Besitz. "Es ist damit eines der 
letzten nahezu unverändert erhaltenen jüdischen Wohnhäuser in 
Westfalen - und das einzige, das in einem deutschen 
Freilichtmuseum zu sehen sein wird", betont Carstensen. Das 
LWL-Freilichtmuseum hat das Gebäude aus Ovenhausen mit 
Unterstützung des Landes NRW erworben, und schon der Transport 
des Hauses war spektakulär: Ein großer Tieflader brachte das 
Gebäude einschließlich Keller in mehreren großen Teilen von 
Ovenhausen nach Detmold.

Juden waren auch in Westfalen-Lippe ein selbstverständlicher 
Teil der ländlichen Bevölkerung - bis zu ihrer systematischen 
Verschleppung und Ermordung in der Zeit des Nationalsozialismus. 
In den größeren Dörfern des Paderborner und Corveyer Landes 
lebten zahlreiche Juden, die als Geschäftsleute, Viehhändler 
oder Schlachter eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen Leben 
spielten. Gleichzeitig waren sie als Nachbarn geachtete 
Mitglieder der dörflichen Gemeinschaft, bis die Verfolgung 
während des Nationalsozialismus diese sozialen Beziehungen 
zerstörte.

Heute erinnern nur noch wenige ehemalige Synagogen oder 
Friedhöfe an die religiöse Kultur der ländlichen Juden, während 
ihre Wohn- und Alltagskultur allmählich in Vergessenheit zu 
geraten droht. "Mit dem "Haus Uhlmann" - wird dieser ländliche 
Bevölkerungsteil wieder seinen Platz in der westfälischen Kultur 
haben," äußerte die Vorsitzende der Landschaftsversammlung, 
Maria Seifert, anlässlich der Einweihung.


INFO

LWL-Freilichtmuseum Detmold /
Westfälisches Landesmuseum für Volkskunde
Krummes Haus
32760 Detmold
Tel.: 05231/7060
Fax: 05231/706-106