[WestG] [AKT] LWL eroeffnet neues Landesmuseum fuer Klosterkultur, 22.05.2007, Lichtenau

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Mai 22 11:27:29 CEST 2007


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 18.05.2007, 13:13


AKTUELL

Europas erstes Museum für Klosterkultur - LWL eröffnet neues 
Landesmuseum

Am 22. Mai eröffnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) 
ein neues Landesmuseum in Dalheim (Kreis Paderborn). Mit einem 
Kostenvolumen von 8,6 Millionen Euro wurde das ehemalige 
Augustiner Chorherrenstift aus dem 15. Jahrhundert zu einem 
Museum für Klosterkultur ausgebaut.

70 Prozent der Umbaukosten hat das Land NRW, 30 Prozent der 
Landschaftsverband getragen. Ziel des neuen Landesmuseum ist es, 
eine weitere Facette des reichen westfälischen Kulturerbes und 
dessen europäische Bezüge sichtbar zu machen, so LWL-Direktor 
Dr. Wolfgang Kirsch am Freitag (18.5.) in Lichtenau-Dalheim. 
Kirsch: "Klosterkultur hat Westfalen über mehr als 1200 Jahre 
geprägt und damit viel länger als andere Gesellschaftsformen. Es 
ist an der Zeit, dass sich ein Landesmuseum diesem reichen 
kulturellen Erbe widmet. Und das ist in Europa einmalig."

Das LWL-Landesmuseum startet mit einer Sonderausstellung zur 
barocken Blütezeit westfälischer Klöster und einer Festwoche mit 
Konzerten, Gartenfest und einer Museumsnacht. Auf fast 1.000 
Quadratmetern Ausstellungsfläche werden mehr als 200 Exponate 
gezeigt. Sie stammen aus den Schatzkammern der regionalen 
Klöster und Kirchen, aus Museen und von privaten Leihgebern.

Klosterkultur prägt seit 1200 Jahren

"Der reiche Fundus klösterlicher Kulturgeschichte ist beinahe in 
Vergessenheit geraten", erläuterte Kirsch. "In Westfalen gab es 
im Mittelalter 500 Klöster, sie waren bis zur Säkularisation 
wichtige Kulturträger gerade auch im ländlichen Raum. Sie haben 
großartige Architektur hinterlassen, haben Kunst und Musik 
gefördert, waren Bildungseinrichtung und Sozialraum, widmeten 
sich der Krankenpflege und der Seelsorge, Sie waren Arbeitgeber 
und Wirtschaftsbetrieb. Sie verstanden sich als Netzwerk, das 
sich bis an die Ränder Europas erstreckte. Und vor allem waren 
sie Orte des Glaubens und der Gottessuche."

Museum als Lesehilfe

"Die Spuren dieses reichen kulturellen Erbes sind überall 
sichtbar, nur hat man fast verlernt, diese Spuren zu lesen. 
Genau das will das neue LWL-Landesmuseum ändern: Es will 
Lesehilfe sein für die Erschließung dieser Fülle klösterlicher 
Geschichte, die in Westfalen beinahe an jedem Ort zu entdecken 
ist", so Kirsch weiter. Museen in Klöstern konzentrierten sich 
meist auf die Geschichte des eigenen Ordenshauses. In Dalheim 
nehme man das europäische Gesamtphänomen mit all seinen Facetten 
am Beispiel Westfalens in den Blick.

"Wir wollen die Frage beantworten, was Kloster eigentlich ist, 
wie es funktioniert und welche gesellschaftliche Wirkung dieses 
Phänomen bis heute hat", sagte Museumsdirektor Prof. Dr. 
Matthias Wemhoff. Eine reine Musealisierung des Themas "Kloster"
sei dabei nicht zu befürchten. Das neue Museum verstehe sich als 
Partner der heute aktiven Ordensgemeinschaften.

Für LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe geht ein Traum in 
Erfüllung: "Dieser besondere Ort mit seiner bewegten 
Vergangenheit ist wie geschaffen dafür, eine so wertvolles Stück 
westfälischer Landesgeschichte zu pflegen und für die Zukunft zu 
bewahren."

Sonderausstellung mit barockem Glanz

Das LWL-Landesmuseum eröffnet mit zwei Ausstellungen: einer 
Sonderausstellung zur barocken Blütezeit westfälischer Klöster 
und dem ersten Teil der Dauerausstellung, der sich der Umnutzung 
von Klosteranlagen nach der Säkularisation 1803 widmet.

Das ehemalige Chorherrenstift Dalheim ist dabei nicht nur 
Ausstellungsort sondern selbst Exponat. An ihm kann man alle 
Epochen seiner Baugeschichte ablesen.

Prior Bartholdus Schonlau, der sich in seinen 23 Amtsjahren 
rühmte, eine ebensolche Anzahl an Gebäuden errichtet zu haben, 
verlieh der Klosteranlage ihr bis heute dominierendes, barockes 
Gesicht. Er führte das Chorherrenstift nach den Wirren des 
30-jährigen Krieges zu seiner Blüte.

Die Säkularisation machte Kloster Dalheim zum Gutsbetrieb. Auch 
diese Spuren sind sichtbar. Barocker Hochaltar, 
Sakramentenhäuschen und spätgotischer Lettner wurden zerschlagen,
der barocke Gästetrakt im 19. Jahrhundert zur Kornbühne 
umfunktioniert.

In den mit Rücksicht auf die Patina modernisierten 
Ausstellungsräumen im barocken Westflügel finden auf 980 
Quadratmetern 240 Exponate Platz. So gehen die restaurierte 
Räucherkammer, an deren Decke noch die Haken für Schinken und 
Wurst zu sehen sind, eine Verbindung mit der 
Ausstellungsarchitektur ein. Mit Gold und Silber reich bestickte 
Messgewänder, mit Edelsteinen besetztes liturgisches Gerät, 
filigrane Prozessionsfiguren und Reliquiare, Fragmente des 
monumentalen, barocken Hochalters der Dalheimer Klosterkirche 
und das 13-teilge, silberne Toilettengeschirr einer Äbtissin 
geben Auskunft darüber, dass auch Klöster zum Ort glanzvoller 
Repräsentation wurden.

In der Dauerausstellung zeugen die Maschineneinbauten und 
Graffitispuren noch heute von der landwirtschaftlichen 
Nachnutzung des Klosters. Diese Spuren wurden in die 
Ausstellungsgestaltung miteinbezogen und sollen Räume und Wände 
für sich selbst sprechen lassen.

Stiftung als Träger

Eine Stiftung machte den Weg frei für die Einrichtung des 
Museums. Aus den Erträgen der Stiftung Kloster Dalheim wird der 
Betrieb des neuen LWL-Landesmuseums finanziert. Das 
Stiftungskapital von zwölf Millionen Euro stammt zu gleichen 
Teilen vom LWL, dem Kreis Paderborn und von privaten Stiftern. 
"Hier haben sich öffentliche Entscheidungsträger gemeinsam mit 
Vertretern der regionalen Wirtschaft und gestützt durch privates 
Engagement für dieses innovative und europaweit einmalige 
Projekt eingesetzt", sagte Kirsch.

Die Stiftung entwickele sich erfreulich. Man rechne bereits in 
Kürze mit der Komplettierung des Stiftungskapitals von zur Zeit 
11,25 Millionen Euro auf die erforderlichen zwölf Millionen Euro 
und liege damit voll im Zeitplan.

Barocke Festwoche

In Anlehnung an die im Barock üblichen Festoktaven, die in 
Klöstern zu großen Anlässen begangen wurden, begrüßt auch 
Kloster Dalheim seine Gäste mit einer ganzen Woche voller 
Barock. Mit einem großen Gartenfest am Pfingstmontag lädt das 
LWL-Landesmuseum für Klosterkultur die Bevölkerung ein, die 
Eröffnung zu feiern: Zeremonienmeister und Hofgäste bevölkern 
das Gelände und lustwandeln gemeinsam mit den Besuchern zwischen 
Ehrenhof, Garten und Klosterteich, um sich von barocken Tänzen, 
Hirtenmusik und Spielen mitreißen zu lassen. Klostermühle, 
Schmiede, Bäckerei und Klosterbrauerei sind geöffnet.

In den Abendstunden des 2. Juni ist Kloster Dalheim bis in 
seinen verborgensten Winkel hell wach. Sonder- und 
Dauerausstellung sind bis Mitternacht geöffnet. Vor Ort bringen 
bedeutende Persönlichkeiten des Dalheimer Barock und der 
Domänenzeit Licht ins Dunkel ihrer Geschichte. Die Museumsnacht 
findet ihren Abschluss mit einem barocken Feuerwerk an der Ruine 
St. Petri, Dalheims ältester Spur geistlichen Lebens.

Die hochkarätigen Konzerte lassen verschiedene Facetten barocker 
Musik erklingen. Mit Pauken und Trompeten eröffnet das 
Bläserensemble der Akademie für Alte Musik Berlin am 22. Mai die 
musikalische Festwoche. Die weltberühmte Gambistin Hille Perl 
spielt am 2. Juni mit Los Otros barocke Tanzmusik im Schafstall. 
Der Sänger Kai Wessel lässt seine für das barocke Zeitalter 
unerlässliche Stimme des Countertenors in der Klosterkirche 
erklingen. Gemeinsam mit dem aufstrebenden Barockensemble 
CordArte sind zu Pfingsten (28. Mai) Kantaten von Buxtehude, 
Krieger und Erlebach zu hören. Mit einer musikalischen 
Rückbesinnung auf seine mittelalterlichen Ursprünge startet 
Kloster Dalheim beim Abschlusskonzert (3. Juni) in seine Zukunft 
als Museum. Das ensemble amarcord, bestehend aus sechs 
ehemaligen "Thomanern", lässt in der Klosterkirche die Missa 
Incessament von Pierre de la Rue (1452-1518) erklingen: Musik 
aus der Gründungszeit Kloster Dalheims. Mit de la Rues 
Kompositionen und dem spätgotischen Klangraum der Dalheimer 
Klosterkirche werden in diesem Konzert zwei Zeitgenossen 
zusammenfinden. Das musikalische Festprogramm wird von der 
Kulturstiftung Westfalen-Lippe unterstützt.

Dalheimer Kataloge

Zur Ausstellung erscheinen die ersten beiden Bände der Dalheimer 
Kataloge: Matthias Wemhoff (Hrsg.): Barocke Blütezeit. Die 
Kultur der Klöster in Westfalen. Reihe: Dalheimer Kataloge, Band 
1. Regensburg: Schnell+Steiner ,1. Auflage 2007 (ISBN: 
978-3-7954-1962-2). Hardcover, 494 Seiten, ca. 210 meist farbige 
Abbildungen, zahlreiche Karten und Pläne, 29,20€.

Matthias Wemhoff (Hrsg.): Säkularisation und Neubeginn. Die 
Kultur der Klöster in Westfalen. Reihe: Dalheimer Kataloge, Band 
2. Regensburg: Schnell+Steiner, 1. Auflage 2007 (ISBN: 
978-3-7954-1963-9). Hardcover, 339 Seiten, ca. 80 meist farbige 
Abb., 24,90€. Zusammen kosten beide Kataloge 46€.


INFO

Stiftung Kloster Dalheim
LWL-Landesmuseum für Klosterkultur
Am Kloster 9
33165 Lichtenau
Telefon: 05292 . 9319-0
Telefax: 05292 . 9319-119
Schreibtelefon (für Gehörlose): 0251 . 591-4799
Führungen/Tourist-Info: 05292 . 9319-225
Klosterladen: 05292 . 9319-180
Museumsfoyer: 05292 . 9319-182 
Veranstaltungen/ Kartentelefon: 05292 . 9319-224 
Hausbrauerei/ Gasthaus: 05292 . 932710

E-Mail: kloster-dalheim at lwl.org 
URL: www.kloster-dalheim.de 


Öffnungszeiten

Ab 23. Mai: dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr. Montags außer 
an Feiertagen geschlossen. Ganzjährig geöffnet, außer 24., 25., 
31. Dezember.


Eintrittspreise

Erwachsene 3,90€, Gruppen (ab 16 Personen) 3,10€ (je Person), 
Kinder/ Jugendliche 1€, ermäßigt 2,50€, Familientageskarte 8€.