[WestG] [AKT] LWL zeichnet Dorfkirche in Sundern-Endorf als Denkmal des Monats aus
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Apr 23 10:53:13 CEST 2007
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 23.04.2007, 08:47
AKTUELL
LWL zeichnet Dorfkirche in Sundern-Endorf als Denkmal des
Monats aus
Die katholische Kirche St. Sebastian im Sunderner Ortsteil
Endorf (Hochsauerlandkreis) ist eine für das Sauerland typische
kleine Dorfkirche. Die Gemeinde hat ihr Gotteshaus über mehrere
Generationen hinweg sorgsam behandelt, so dass die 1898
errichtete Kirche samt Innenausstattung besonders gut erhalten
ist. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
die Kirche jetzt als Denkmal des Monats April ausgezeichnet.
"Bei der gerade abgeschlossenen Restaurierung wurden alle
Arbeiten sorgfältig geplant und ausgeführt. Der Innenraum der
Kirche und seine Ausmalung erstrahlen nach der Reinigung wieder
in altem Glanz. Eine neue Beleuchtungsanlage gibt klares Licht
für den Gottesdienst und die Betrachtung der Malereien und der
Ausstattung. Alles in allem ist das eine schlichte, aber
wirkungsvolle Restaurierung, die aber weitgehend unspektakulär
geblieben ist und gerade deswegen das Herz jedes Denkmalpflegers
erfreut", lobt LWL-Denkmalpfleger Dr. Oliver Karnau. Mit den
abgeschlossenen Arbeiten dürfte es seiner Meinung nach gelungen
sein, den wertvollen Bestand für kommende Generationen zu
sichern und damit ein Zeugnis für die Frömmigkeit der Menschen
in Endorf um 1900 und danach zu erhalten.
Die St. Sebastian-Kirche wurde 1898 als dreijochige Kirche im
neugotischen Stil mit Westturm errichtet. "Die Kirche überzeugt
vor allem durch ihre Klarheit und ihre weitgehend bauzeitliche
Ausstattung", so Karnau. Große Fenster lassen viel Licht in den
farbig ausgemalten Kirchenraum. Zu der erhaltenen Ausstattung
gehören Altäre, ein Kreuzweg, die Orgel, die Bemalung von
Gewölben und des Triumphbogens, sowie Glasgemälde in den
Chorfenstern.
Als besonders wertvoll stuft Karnau das Geläut der Kirche ein:
Zur Fertigstellung der neuen Kirche waren zwar bis auf eine
mittelalterliche Glocke alle aus dem Vorgängerbau erhaltenen
Glocken zu neuen umgegossen worden. Diese neuen Glocken mussten
dann bis auf die kleinste im Ersten Weltkrieg als Kriegsmaterial
abgeliefert werden und gingen so verloren. "Aber es gelang der
Gemeinde, neben der kleinen Glocke auch die schöne
mittelalterliche Glocke aus dem Jahr 1434 zu bewahren. Von Claes
Haller, der diese Glocke geschaffen hat, sind noch Glocken in
Werne (Kreis Unna), Sundern-Hellefeld und Sundern-Enkhausen
bekannt", so Karnau.
Die umfangreiche Ausstattung zeigt das Selbstbewusstsein und den
Behauptungswillen der Endorfer Katholiken, die vor dem
Kirchenneubau eine von Stockum abhängige Kirchengemeinde waren
und nur eine kleine Kirche als Gottesdienststätte hatten, die
sich etwa an der gleichen Stelle wie die heutige Kirche befand.
"Auch die prägende Lage der Kirche in der Dorfmitte von Endorf
offenbart die Absicht ihrer Erbauer, sich als selbstständige
Gemeinde zu profilieren. Denn 1904, im Jahr der Einweihung der
neuen Kirche, wurde die neue Endorfer Gemeinde von Stockum
abgepfarrt", erklärt Karnau die ortsgeschichtliche Bedeutung der
Kirche.
Eines der wichtigsten Ziele der 2005 begonnen Restaurierung war
es, die umfangreiche rund 100 Jahre alte Ausmalung und
Ausstattung zu konservieren und wieder herzustellen. Dafür
wurden die figürlichen Malereien am Triumphbogen und in den
Gewölben vorsichtig trocken gereinigt und mit einer dünnen
mineralischen Lasur geschützt. Eine jüngere Rankenmalerei um die
Fenster hatte keinen Denkmalwert und konnte entfernt werden.
Die verlorene Teppichmalerei im Chor wurde nicht rekonstruiert,
sondern durch einen neuen Entwurf ersetzt, der die große
Wandfläche unterhalb der Fenster strukturiert und zurückhaltend
die Wirkung der historischen Ausstattungsstücke unterstützt,
ihnen aber keine Konkurrenz aufdrängt. Die erhaltenen
Ausstattungsstücke der Kirche wie die Skulpturen sind behutsam
gereinigt oder konservatorisch behandelt worden.