[WestG] [AKT] LWL plant Ausstellung ueber Burgen und das Mittelalter im Ruhrgebiet
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Apr 20 11:13:40 CEST 2007
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 19.04.2007, 13:18
AKTUELL
LWL plant Ausstellung über Burgen und das Mittelalter im
Ruhrgebiet als Beitrag zur "Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010"
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) plant für das Jahr
2010 im LWL-Museum für Archäologie in Herne eine
Sonderausstellung über Burgen und das Mittelalter im Ruhrgebiet.
Mit der Ausstellung "AufRuhr! Anno 1225" beteiligt sich der LWL
am Jahr der "Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010".
"Die achtmonatige Sonderausstellung soll den Besuchern kompakt
auf 900 Quadratmetern historische Geschehnisse näher bringen,
die bereits weit vor der Zeit der Industrialisierung eine
entscheidende Grundlage für die Entwicklung des Ruhrgebietes
schufen", so LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe am
Donnerstag (19.4.) in Herne. Mit dieser dann seit 20 Jahren
größten Schau zum Thema Mittelalter im Ruhrgebiet, die im
Frühjahr 2010 eröffnet wird, solle ein tieferes Verständnis für
die Entstehung und Geschichte einer der reichsten
Burgenlandschaften Europas vermittelt werden.
Zu der gut 1,7 Millionen Euro teuren Ausstellung gehört ein
umfangreiches Begleitprogramm, zum Beispiel der Nachbau einer
"Motte" - einer hochmittelalterlichen Holzburg auf einem
aufgeschütteten Turmhügel -, die in Originalgröße auf dem
Außengelände des Museums stehen wird. Eine 500 Quadratmeter
große Aktionsfläche bietet zudem Raum für museumspädagogische
Programme.
Mit rund 1.000 hochwertigen archäologischen Exponaten aus der
Region, aber auch aus ganz Deutschland und Europa, zum Beispiel
144 Münzen aus dem frühen 13. Jahrhundert und Originalfunden aus
der Isenburg, will Teppe an den großen nationalen und
internationalen Erfolg der aktuellen Sonderausstellung "Klima
und Mensch" in Herne anknüpfen. Museumsleiterin Dr. Barbara
Rüschoff-Thale strebt für 2010 eine Besucherzahl von 90.000 an.
In der zwölf Meter hohen Sonderausstellungshalle wird "AufRuhr!
Anno 1225" für die Besucher mit der missglückten Entführung des
Erzbischofs Engelbert von Köln beginnen. "Entführungen waren im
Mittelalter nichts Ungewöhnliches", so Rüschoff-Thale. Friedrich
von Isenberg, dessen Stammsitz die Isenburg in Hattingen war,
und sein Gefolge überfielen Engelbert an einem kalten
Novembertag des Jahres 1225 nahe dem westfälischen Gevelsberg.
Während die Männer des Erzbischofs flohen, setzte dieser sich
zur Wehr und fiel im Kampf.
Zunächst bekam vor allem Friedrich von Isenberg die Folgen
dieser Tat zu spüren: Er wurde gefangen, für ein Kopfgeld von
2100 Mark - damals fast eine halbe Tonne Silber - an die Kölner
Partei verkauft, verurteilt und grausam hingerichtet.
Rüschoff-Thale: "Das ganze Ruhrgebiet wurde durch dieses
Ereignis bis heute nachhaltig geprägt. Durch die folgende
Schwächung des Kölner Einflusses in der Region gelangte eine
Vielzahl lokaler Mächte zu größerer Bedeutung. Zur Festigung
ihrer Positionen bauten sie so viele Burgen, dass heute jede
Stadt im Ruhrgebiet gleich mehrere davon besitzt. Die Region
zersplitterte dadurch in viele kleine Machtbereiche." Diese
Entwicklung im Ruhrgebiet bis zur Nutzung der Burganlagen durch
die Kohlebarone bildet einen der inhaltlichen Schwerpunkte der
Ausstellung.
Die Sonderausstellung thematisiert aber auch ausführlich das
konkrete Leben der Menschen des Mittelalters: von der Geburt bis
zum Grab, von der Heiratspolitik bis zur Hinrichtung. Wie lebte
man als Adeliger, Burgherrin, Erzbischof, Bäuerin oder Ritter
vor fast 800 Jahren? Wie baute man Burgen? Welche Bedeutung
hatten der Papst, Rom und das Heilige Römische Reich? "Mit den
Antworten auf diese Fragen will die Ausstellung zeigen, dass die
Region schon lange vor der Industrialisierung Geschichte
schrieb", meint LWL-Kulturdezernent Teppe.
Er verwies darauf, dass der LWL mit seinen Kulturdiensten und
mit acht Museen im nördlichen Ruhrgebiet präsent sei. Im Jahr
2010 werde sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit drei
Projekten und insgesamt vier Millionen Euro engagieren.
Neben der Burgen-Ausstellung in Herne plant der LWL nach Angaben
von Teppe für 2010 eine weitere Ausstellung in seinem
LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen. Diese Ausstellung
("Helden - von der Sehnsucht nach dem Besonderen") solle zeigen,
wie Heldenfiguren im jeweiligen zeitlichen und
gesellschaftlichen Zusammenhang entstehen, wie sie
funktionalisiert und wie sie vermittelt werden. Die Ausstellung
werde mit einem Aufwand von 2,2 Millionen Euro populäre
Heldenbilder von der Antike bis zur Gegenwart aufgreifen - in
Mythen und Märchen, in der bildenden Kunst und Literatur, im
Fernsehen und im Cyber-Space.
INFO
LWL-Museum für Archäologie
Westfälisches Landesmuseum
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel.: 02323 94628-0
Fax: 02323 94628-33
E-Mail: archaeologiemuseum at lwl.org
URL: www.landesmuseum-herne.de