[WestG] [AKT] LWL plant Ausstellung ueber Burgen und das Mittelalter im Ruhrgebiet
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Apr 3 11:16:38 CEST 2007
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 02.04.2007, 11:39
AKTUELL
Lösegeld für König Löwenherz, Kopfgeld für Friedrich von
Isenberg
LWL plant Ausstellung über Burgen und das Mittelalter
im Ruhrgebiet
Beitrag zur Kulturhauptstadt Europas 2010
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) plant für das Jahr
2010 eine Ausstellung über das Mittelalter und die
Burgenlandschaft im Ruhrgebiet. Im Jahr der Kulturhauptstadt
Ruhr 2010 will der LWL in seinem Museum für Archäologie in Herne
mit einer Sonderausstellung ("AufRuhr! Anno 1225") zeigen, dass
die Region schon lange vor der Industrialisierung Geschichte
schrieb.
Schon jetzt, etwa drei Jahre vor der Eröffnung im Frühjahr 2010,
hat das Museumsteam um Dr. Barbara Rüschoff-Thale die ersten
Leihgaben in Empfang genommen: Die Museumsleiterin präsentierte
LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch einen Schatzfund mit
Münsterschen Pfennigen, Pfennige aus dem Erzbistum Köln und dem
kölnischen Herzogtum sowie Silbermünzen aus England. Mit den
englischen Münzen löste England seinen entführten König Richard
Löwenherz im Jahr 1194 aus.
"Entführungen waren im Mittelalter nichts Ungewöhnliches, auch
nicht im heutigen Ruhrgebiet", so Rüschoff Thale. Die durch die
Geschichten um Robin Hood populäre Entführung von König Richard
Löwenherz war kein Einzelfall.
Nur die immens hohe Lösegeldzahlung von etwa 23 Tonnen Silber in
Form von Münzen und Barren ist einzigartig und überstieg
deutlich den Jahresetat des damaligen englischen Königreichs.
Die wohl bekannteste Entführung des Ruhrgebietes in dieser Zeit
misslang allerdings: Friedrich von Isenberg und sein Gefolge
überfielen an einem kalten Novembertag des Jahres 1225 Engelbert,
den Erzbischof von Köln. Während die Männer des Erzbischofs
flohen, setzte er sich zur Wehr und fiel im Kampf nahe dem
westfälischen Gevelsberg.
Vor allem Friedrich von Isenberg (sein Stammsitz war die
Isenburg in Hattingen) bekam zunächst die Folgen dieser Tat zu
spüren: Er wurde vom Ritter Balduin von Gennep gefangen, an die
Kölner Partei für ein Kopfgeld von 2100 Mark (fast eine halbe
Tonne Silber) verkauft, verurteilt und grausam hingerichtet.
"Das hat seinerzeit die Beliebtheit der Kölner in der Region
nicht gerade gesteigert", erläutert die Wissenschaftlerin.
Rüschoff-Thale: "Das ganze Ruhrgebiet ist durch das Ereignis
geprägt. Durch die folgende Schwächung des Kölner Einflusses in
der Region gelangten lokale Mächte zu größerer Bedeutung. Zur
Stützung ihrer Position bauten sie Burgen. So viele, dass jede
Stadt im Ruhrgebiet heute mehrere besitzt."
Diese Entwicklung einer der europaweit reichsten
Burgenlandschaften im Ruhrgebiet bis zur Nutzung dieser Häuser
durch die Kohlebarone, können Besucher ab Frühjahr 2010 im
LWL-Museum für Archäologie in der Sonderausstellung "AufRuhr!
Anno 1225" erkunden.