[WestG] [AKT] Vortrag, Zech: Nachkriegsgeschichte der Henrichshütte Hattingen, Hattingen, 27.01.2006
Marcus Weidner
Marcus.Weidner at lwl.org
Die Jan 24 14:35:28 CET 2006
Von: "Christiane Spänhoff" <christiane.spaenhoff at lwl.org>
Datum: 24.01.2006, 09:19
AKTUELL
"Zwischen Demontage und Wiederbelebung"
Vortrag zur Nachkriegsgeschichte der Henrichshütte Hattingen
Albanien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien und das ehemalige
Jugoslawien: In diesen Ländern wurden nach 1945 demontierte Anlagen der
Henrichshütte aufgebaut, um die Reparationsansprüche der Siegermächte zu
befriedigen. Am Freitag, 27. Januar, erläutert der Historiker Björn Zech
im Hochofen-Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) um 20
Uhr die Geschichte der Henrichshütte Hattingen zwischen Demontage und
Wiederbelebung.
Die alliierten Demontagen deutscher Industrieanlagen gehören zum
Gründungsmythos der Bundesrepublik Deutschland. Nach den Zerstörungen
des Bombenkrieges folgte der Abbau bedeutender Produktionsanlagen und
sogar ganzer Werke, die als Reparationsleistungen im Ausland wieder
errichtet wurden. Auf wundersame Weise stieg Deutschland dennoch binnen
weniger Jahre nach dem Ende der Demontagen zu einer der führenden
Industrienationen der Welt auf.
Björn Zech fasst seine neuen Forschungsergebnisse dazu zusammen: "Die
bekannteste Erklärung für diese Entwicklung ist, dass vor allem
veraltete Produktionsanlagen demontiert und mit Hilfe alliierter Gelder
aus dem Marshallplan durch modernere Anlagen ersetzt wurden.
Gleichzeitig konnte angeblich ein Teil der Demontagen mit Hilfe der
Amerikaner erfolgreich abgewendet werden. Für beide Thesen fehlt jedoch
bis heute der wissenschaftliche Nachweis. Vor allem der gemeinsame Kampf
von Bevölkerung, Wirtschaft und Politik gegen die Demontagen hat sich
dabei fest im kollektiven Gedächtnis verankert. Ein Bild, das bis in die
Gegenwart verbreitet ist und dabei noch immer identitätsstiftend
wirkt."
Der Vortrag soll anhand der Henrichshütte in Hattingen zeigen, wie sich
die Demontagen - und der Abwehrkampf gegen sie - auf lokaler Ebene
tatsächlich vollzogen und welche langfristigen Auswirkungen sie für
den Wiederaufbau hatten. Dabei soll auch danach gefragt werden, welche
Rolle lokale Helden, die Alliierten und die großen Politik bei
Wiederaufbau der Hütte gespielt haben.
INFO
Der Vortrag beginnt um 20 Uhr und ist kostenlos. Im Vorfeld startet um
19 Uhr vom Foyer
aus eine Fackelführung im Hattinger LWL-Museums (Erwachsene 3,50 €,
Kinder 2 €).