[WestG] [AUS] 100 Jahre Kuenstlergruppe "Bruecke", Muenster,
19.02.2005-01.05.2005
Marcus Weidner
Marcus.Weidner at lwl.org
Fre Feb 18 09:46:36 CET 2005
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 17.02.2005, 11:42
100 Jahre Künstlergruppe "Brücke"
Westfälisches Landesmuseum zeigt Werke aus der eigenen Sammlung
Das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte des in Münster zeigt erstmalig alle sehenswerten Werke der "Brücke"-Künstler aus dem großen eigenen Bestand gleichzeitig. Anlass für die Ausstellung mit rund 100 Exponaten im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vom 19.2 bis 1. 5. ist die Gründung der Künstlergruppe "Brücke" vor 100 Jahren am 7. Juni 1905, die mit Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff einen fundamentalen Beitrag zum deutschen Expressionismus geleistet hat.
Die "Brücke" und das Westfälische Landesmuseum "Mit Blick auf das hundertjährige Bestehen des Westfälischen Landesmuseums im Jahr 2008 wird sich das Haus am Domplatz in den nächsten Jahren verstärkt mit der eigenen Geschichte beschäftigen", kündigte Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold am Donnerstag (17.2.) in Münster an. Die 'Brücke'-Ausstellung sei hierbei ein wichtiger erster Schritt. "Der Wandel des Landesmuseums vom Provinzialmuseum mit Altertümern und Kulturgütern aus der Region zum überregionalen Kunstmuseum sei unter anderem das Ergebnis der Ankaufspolitik der fünfziger Jahre und damit auch des Aufbaus unseres 'Brücke'-Bestandes", so Arnhold weiter.
Interessanterweise sei die Münsteraner 'Brücke'-Sammlung eng mit der Situation der Stadt in den fünfziger Jahren verknüpft. Der Zweite Weltkrieg lag gerade erst zurück, man sehnte sich nach Harmonie und wollte nicht an die Abgründe der menschlichen Existenz erinnert werden, die man in den vergangenen Jahren so drastisch erlebt hatte. Es wurden Bilder wie Otto Muellers 'Zigeunerin' gekauft, die den Einklang von Mensch und Natur veranschaulichen, oder positive Darstellungen des modernen Lebens. Typisch ist auch das Interesse an westfälischen Motiven, zum Beispiel am 'Patroklusturm', den Karl Schmidt-Rottluff 1922 in Soest gemalt hat.
Der damalige Museumsdirektor Walther Greischel sah den Ankauf der modernen deutschen Kunst auch als Wiedergutmachung für die Diffamierung und Verfolgung von Künstlern durch die Nationalsozialisten. 1953 erwarb er das Gemälde "Zigeunerin" von Otto Mueller, das von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt worden war. Anfang der fünfziger Jahre verhielten sich viele deutsche Museen in ihren Ankäufen noch deutlich zurückhaltender.
Die frühe Schwerpunktsetzung zahlte sich für die Münsteraner aus: In den fünfziger Jahren konnte eine umfangreiche Sammlung aufgebaut werden, die Hauptwerke aller wichtigen "Brücke"-Mitglieder enthält und auch deren späteren Werdegang umfassend dokumentiert. "Angesichts der mittlerweile in astronomische Höhen gestiegenen Preise für Werke des deutschen Expressionismus sind entsprechende Ankäufe durch das Westfälische Landesmuseum heute kaum noch zu realisieren", bedauerte Arnhold.
Die Kunst der "Brücke"
Die jungen Dresdener Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kannten sich teilweise seit 1902 und waren auch schon vor 1905 gemeinsam als Künstler aktiv. Erst in diesem Jahr schlossen sie sich aber offiziell als "Künstlergruppe Brücke" zusammen, um sich besser im zeitgenössischen Ausstellungsbetrieb positionieren zu können. Zu den weiteren Mitgliedern gehörten Emil Nolde, Max Pechstein und Otto Mueller. In der bewußten Abwendung von der erstarrten akademischen Tradition und dem veräußerlichten Bildungskanon des Bürgertums wollten sie neue Wege künstlerischen Ausdrucks finden, zu denen die direkte Farbwirkung gehörte, aber auch eine spontane Malweise, die visuelle Eindrücke unmittelbar in malerische Prozesse umsetzte. Die leuchtenden Farben, die Ausdruckshaftigkeit und die freizügigen Themen zeugen auch 100 Jahre nach der Gründung der Künstlergemeinschaft von dem unmittelbaren emotionalen Bezug der Künstler zu ihren Werken. Die jungen Maler strebten eine möglichst enge Verflechtung von Kunst und Lebenswirklichkeit an, die sich auch in den Themen ihrer Kunst spiegelt: Häufig stellten sie Menschen dar, ob als Porträt, als Akt oder als Szenen aus dem Künstlerleben, außerdem Menschen im Einklang mit der Natur, Landschaften und Szenen aus dem Großstadtleben. Auf eine Beeinflussung der Zeitumstände zielten schließlich einige der "Brücke"-Künstler mit Werken ab, die sich politischen und religiösen Themen widmeten.
Der Katalog
Dank der Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung wird ein umfangreicher Bestandskatalog zur Ausstellung erscheinen. Erstmals kann das Westfälische Landesmuseum damit einen wichtigen Teilbestand seiner Sammlung komplett dokumentieren und nicht nur in Auswahl vorstellen. Im Katalog wird es auch um die Themen der "Brücke"-Künstler und um die Geschichte des Münsteraner "Brücke"-Konvolutes gehen.
INFO
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Domplatz 10
48143 Münster