[WestG] [Akt] Themenwoche im Westf. Industriemuseum: Ziegel. 13.05.2004

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Don Mai 13 14:09:56 CEST 2004


Von: "Vera Lengersdorf", vera.lengersdorf at lwl.org
Datum: 13.05.2004, 12:46


AKTUELL

13.05.04
Ziegel - Baustein der Industrialisierung
Themenwoche im Westfälischen Industriemuseum

Die Dampfmaschine spielt als Motor der Industrialisierung eine
prominente Rolle. Eher unscheinbar kommt dagegen ihr Grundbaustein 
daher: der Ziegel. Dabei wäre die stürmische Entwicklung ohne die 
massenweise produzierten Backsteine undenkbar gewesen. Der 
Bedarf in den Boom-Jahren um 1900 war enorm: für den Bau einer 
Spinnerei etwa wurden bis zu 3 Millionen Ziegel benötigt. 

Zu seinem 25-jährigen Bestehen widmet das Westfälische 
Industriemuseum (WIM) dem Ziegel eine eigene Themenwoche. 
In Lage (Kreis Lippe), Bochum, Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis), Bocholt
(Kreis Borken) und Dortmund bietet das Museum des
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) von Mittwoch (19.5.)
bis Sonntag (23.5.) Veranstaltungen unter dem Stichwort 'Stein' an. 
Das Spektrum reicht von der Ziegelproduktion in Lage bis zu Vorträgen
und Themenführungen.

Ziegelei Lage
In der kommenden Woche starten die Techniker im Westfälischen 
Industriemuseum Ziegelei Lage (Kreis Lippe) den 240 PS starken Dieselmotor
der Maschinenziegelei. Dann pulsiert wieder das Herz der historischen Anlage
aus den 1920er Jahren. 30.000 Ziegel wurden hier einst täglich produziert.

Während der Schauproduktion am Mittwoch und Donnerstag (19./20.5.) 
sowie am Samstag und Sonntag (22./23.5.) drehen sich lautstark die 
Steinräder des tonnenschweren Kollergangs, in dem der Lehm aufbereitet
und in die Strangpresse gedrückt wird. Unten heraus kommt ein rechteckiger 
Strang, von dem die Ziegelrohlinge abgeschnitten werden. Die Besucher können
an den vier Tagen verfolgen, wie der Lehm in Loren über die steile Rampe zum 
Kollergang hinauftransportiert wird (täglich zwischen 10.30 und 11 Uhr). 
Kollergang und Strangpresse arbeiten jeweils von 11 bis 12.30 Uhr und von
15 bis 16.30 Uhr und produzieren bis zu 10.000 Ziegel an einem Tag.

Zum Abschluss bietet das Museumsfest am Sonntag (23.5.) zusätzlich zur 
Schauproduktion von 10 bis 18 Uhr ein vielfältiges Programm: Museumsrallye, 
Feldbahnfahrten, Musik, Kindertheater, Clowns, Tanz und kulinarische Angebote
warten auf die Besucher: 

Textilmuseum Bocholt
'Fabrikschloss und Arbeiterhaus' heißt ein Vortrag im Textilmuseum Bocholt. 
Am Mittwoch (19.5.) berichtet Dr. Andreas Oehlke über den Baumboom in der 
münsterländischen Textilindustrie. In den Gründerjahren - zwischen 1879 und 
1914 - erlebte die Baumwollindustrie ihre Blütezeit, schossen Betriebe im wahren 
Sinne des Wortes aus dem Boden. Vor allem die bis zu vier Geschosse hohen 
Spinnereigebäude überragten die ansonsten eher bescheidene Wohnbebauung 
der Klein- und Mittelstädte. Arbeiter in der Bocholter Ziegelei Valeé (1928)

Den Grundstoff für die stürmische bauliche Entwicklung lieferte der millionenfach
 produzierte Backstein. Für den Bau der Walshagen-Spinnerei in Rheine (Kreis 
Steinfurt) etwa - einem Gigant von 108 x 68 Metern - lieferten fünf Ziegeleien 
den täglichen Bedarf von rund 5.000 Steinen.  Die industrielle Dimension des 
Ziegels und architektonische Aspekte zeichnet der Kunsthistoriker aus Rheine in
seinem einstündigen Vortrag (Beginn 18 Uhr) anhand zahlreicher Beispiele aus 
der Region nach. Der Eintritt ist frei.

Zeche Nachtigall, Witten
Einmal nicht die Zeche, sondern die Ziegelei steht im Mittelpunkt von 
Themenführungen am Himmelfahrtstag (Do, 20.5.) auf dem Nachtigall-Gelände in 
Witten. Historikerin Christina Clasen, die die Ausstellung zur ehemaligen Ziegelei 
Dünkelberg konzipiert hat, nimmt die Besucher um 12, 14 und 16 Uhr mit ins 
Gewölbe des historischen Ringofens. Noch im Jahr der Zechenschließung 1892 
erwarb der Bauunternehmer Wilhelm Dünkelberg das heutige Museums-Gelände.							
An Stelle der Zechenbauten um Schacht Hercules entstand zwischen 1897 und
1899 die heute noch geländebeherrschende Doppel-Ringofenanlage, in der jährlich
bis in die 1960er Jahre hinein bis zu elf Millionen Ziegel gebrannt wurden. 
Ausgangsmaterial für die Ziegel war Schieferton, der im Ruhrtal unterhalb der
Kohleflöze lagert. Bei der Führung geht es von der Gewinnung und Verarbeitung 
des Schiefertons bis zum Brennen im Ringofen und anschließenden Verladen an der
Rampe der Ruhrtalbahn. Außerdem lernen die Teilnehmer den Ziegler-Alltag bis in
die 1960er Jahre kennen. Die Führungen sind kostenlos; gezahlt werden muss nur
der reguläre Museumseintritt. 

Zeche Hannover, Bochum
Das Ruhrgebiet als Ziegel-Landschaft stellt Dr. Thomas Parent vom Westfälischen
Industriemuseum in einem Diavortrag am Freitag (21.5.) um 20 Uhr auf der Zeche 
Hannover in Bochum vor. Zechen und Fabriken, Kolonien und Kirchen, Schulgebäude
und Rathäuser sind im Ruhrrevier in der Regel aus Ziegelsteinen gemauert. Sie 
wurden zum Teil in zecheneigenen Ziegeleien aus dem Ton gebrannt, den man beim
Abteufen der Schächte als Abfallprodukt gewann. Häufig unterstützten 
Bergwerksgesellschaften den Bau von Schulen und Kirchen im Revier, indem sie den 
Gemeinden solche Ziegelsteine stifteten. Im Vergleich zu Naturstein gilt der Ziegel
zwar als minderwertig. Dass man mit Ziegelsteinen aber auch hochkarätige Architektur
gestalteten kann, zeigt der Referent anhand zahlreicher - bekannter und unbekannter
- Beispiele aus dem Revier und interpretiert die Bauten dabei im Zusammenhang der 
Industriegeschichte.

Zeche Zollern, Dortmund
Ziegelmauern und Ziegeldächer auf Zollern stehen in 
Mittelpunkt einer Themenführung mit zwei Wissenschaftlern des LWL-Industriemuseums 
am Sonntag (23.5.) um 14.30 Uhr.

Dr. Andreas Immenkamp erläutert zu Beginn die Herstellung von Ziegelsteinen mit 
Hilfe eines kurzen Diavortrags. Dr. Thomas Parent präsentiert in einem weiteren 
Kurzvortrag das Ruhrgebiet als Ziegel-Landschaft. Im Anschluss folgt ein gemeinsamer
Rundgang über das Zechengelände. Die Ziegelbauten von Zollern II/IV werden dabei 
unter die Lupe genommen. Die Bautechnik der Stahlfachwerk-Architektur bei der 
Maschinenhalle ist Thema, aber auch der Anspruch, mit Ziegelsteinen kunstvolle 
Fassaden zu gestalten. Die Teilnahme ist frei; gezahlt werden muss nur der reguläre 
Museumseintritt. 				
		   	

INFO

Westfälisches Industriemuseum
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Tel.: 0231 6961-0
Fax: 0231 6961-114
E-Mail: industriemuseum at lwl.org

Ziegelei Lage
Sprikernheide 77
32791 Lage
Telefon: 05232 9490-0
Telefax: 05232 9490-38
E-Mail: ziegelei-lage at lwl.org
Geöffnet: Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr  
 
Textilmuseum Bocholt
Uhlandstraße 50
46397 Bocholt
Telefon: 02871 21611-0
Telefax: 02871 21611-33
E-Mail: textilmuseum at lwl.org
Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr.
Museumspädagogische Programme können bereits ab 9 Uhr gebucht werden. 

Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35
58452 Witten-Bommern
Telefon: 02302 936640
Telefax: 02302 93664-22
E-Mail: Zeche-Nachtigall at lwl.org

Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum
Telefon: 0231 6961-233
Telefax: 0231 6961-238
E-Mail: zeche-hannover at lwl.org
Geöffnet von Mai bis Oktober
samstags 14 bis 18 Uhr und 
sonntags 11 bis 18 Uhr.
Gruppenführungen auf Anfrage

Zeche Zollern II/IV
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Telefon: 0231 6961-111
Telefax: 0231 6961-114
E-Mail: Zeche-Zollern at lwl.org
Geöffnet: Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr, letzter Einlass 17.30 Uhr