[WestG] [AUS] Ans Licht gebracht, Stadtmuseum Muenster, 14.10.-16.11.2003

Rita Börste rita.boerste at lwl.org
Mon Okt 13 11:00:53 CEST 2003


Von: "Ingrid Fisch" <FischI at stadt-muenster.de>
Datum: 13.10.2003, 09:34

Ans Licht gebracht. Arbeiten auf Papier von Pankok, Levedag, Hölscher und Grotemeyer
Ausstellung im Stadtmuseum Münster anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Vereins Münster-Museum e. V. (14.10.-16.11.2003)

Geschützt im Dunkel des Grafikmagazins im Stadtmuseum Münster sind sie zu finden - lichtempfindliche Handzeichnungen und Grafiken. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Vereins Münster-Museum e. V. werden vom 14. Oktober bis zum 16. November 2003 einige Arbeiten bekannter münsterischer Künstler des frühen 20. Jahrhunderts ans Licht geholt. Zur Feier dieses Jubiläums am Dienstag, 14. Oktober 2003, um 18.00 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich in das Stadtmuseum Münster ein. Unter anderem werden "Promis" über ihr Lieblingsobjekt im Stadtmuseum plaudern!

Im Besitz des Vereins befinden sich herausragende Blätter, die die hiesige Kunstland-schaft eindrucksvoll dokumentieren. Es ist eine Auswahl von 29 Zeichnungen getroffen worden, die vier verschiedene künstlerische Temperamente des 20. Jahrhunderts der münsterischen Kunstszene vor Augen führt. Stellvertretend finden sich Grafiken von Bernhard Pankok, Fritz Levedag, Theo Hölscher und Fritz Grotemeyer in der Präsentation. Unterschiedliche Zeichenstile, Themenvorlieben und Ausdrucksmöglichkeiten kennzeichnen das Werk der vier Künstler.

Bernhard Pankok, 1872 in Münster geboren, zählt zu den herausragenden Künstlern des Jugendstils. Sein Gesamtwerk ist außerordentlich vielseitig: Es umfasst sowohl Architek-tur, Möbel, Kunsthandwerk, Buchkunst als auch Malerei und Grafik. Neben vielen Bildnissen widmete er sich gerade in den 1890er Jahren intensiv der Landschaft. Während der Sommer im Münsterland hielt er die Umgebung mit dem Bleistift fest. Die Entwicklung seines Zeichenstils kann anhand dreier Selbstbildnisse aus den Jahren 1889, 1895 und 1914 nachvollzogen werden. Mit feinem, weichem Strich modellierte er beispielsweise bei dem frühen Porträt akkurat sein Gesicht und ergänzte das Blatt mit Handstudien. Pankok be-fand sich noch in der Lernphase, zeigte aber mit seinen 17 Jahren schon erstaunliches Talent. Als 42-jähriger hat er sein Antlitz dagegen mit schnellen, sicheren Linien erfasst. Der Künstler war auf der Höhe seiner künstlerischen Reife und blickt dem Betrachter selbstbewusst entgegen.

Einen farbigen Akzent setzen vier Aquarelle mit Theaterfigurinen von Bernhard Pankok. Der Künstler ließ nach der Jahrhundertwende Impulse moderner Theaterkunst auf sich wirken. Seine bühnenkünstlerischen Fähigkeiten reichen von Kostümentwürfen bis hin zu ganzen Opernausstattungen. Ab 1913 bereitete er mit einem Hauch orientalischer Pracht die Zauberflöte vor, die erst 1919 aufgeführt wurde. Ferner wurde unter dem Intendanten Al-bert Kehm an der Stuttgarter Oper viel experimentiert. So wundert es kaum, dass 1924 ein seltenes Stück wie "Don Gil von den grünen Hosen" von Walter Braunfels auf dem Programm stand und von Pankok gestaltet wurde.

Künstlerisch schlug der 1899 in Münster geborene Fritz Levedag einen vollkommen anderen Weg als Pankok ein. Mitte der Zwanziger Jahre studierte Levedag an der Düsseldorfer Kunstakademie und besuchte im dortigen Kunstpalast eine Ausstellung mit Werken von Wassily Kandinsky und Paul Klee. 1926 ging er ans Dessauer Bauhaus. Vor diesem Hintergrund sind die abstrakten Blätter Levedags zu verstehen. Er setzte seine Welt aus geometrischen Flächen, die durch Konturlinien definiert sind, zweidimensional zusammen, so Fisch weiter. Harmonie von Bildaufbau und Farbe waren Levedag dabei besonders wichtig. Als Ergebnis seiner Forschungen zu Kreisformen und seiner Klassifizierung von Linien- und Flächentypen kristallisierte sich in diesen Zeichnungen sein Vokabular weiter aus. In seiner Reihe von "Stehenden" aus dem Jahr 1935 entwickelte er eine Studie vom lebensechtem Abbild bis hin zur völligen Schematisierung.

Mit zwei Blättern ist auch der münsterische Maler Theo Hölscher in der Sonderpräsentation vertreten. Nach dem Kriegsdienst besuchte er in den 1920er Jahren in Kassel die Aka-demie. Begeistert von der "Neuen Sachlichkeit" hat er seine Bildelemente klar konturiert und sauber gezeichnet. In feiner Schraffur ist nüchtern eine menschenleere Stadtlandschaft dargestellt. Deutlich zeigt sich hierbei, dass der Bleistift in besonderem Maße für diese Stilrichtung geeignet ist. Der graue Strich betont eine gewisse "Kühle", die bis zu einem metallischen Glanz reicht. 

Mit einem Plakatentwurf des 1864 in Münster geborenen Fritz Grotemeyer wird der Kreis bekannter Künstler geschlossen. 1887 ging der Historienmaler an die Königliche Akademie nach München und wurde Meisterschüler Anton von Werners. Dessen Wirken prägte das Werk des jungen Kunstschaffenden nachhaltig. Unbeeinflusst von der modernen Malerei schuf Grotemeyer so ein Plakat für die Opfertage am 17. und 18. August 1918 zugunsten der Kolonial-Krieger-Spende. Hoch zu Pferde ist General Paul Emil von Lettow-Vorbeck in der Lithographie dargestellt. Im Hintergrund ist die Parade einer marschieren-den Kompanie zu sehen. Das Plakat konnte vom Verein Münster-Museum e.V. im Juni 2003 erworben werden und ist somit die neueste Dauerleihgabe an das Museum von Seiten der Fördervereins.


INFO

Stadtmuseum Münster
Salzstraße 28
48143 Münster
Tel. 0251/492-4503
eMail: museum at stadt-muenster.de 

Öffnungszeiten:
Di. - Fr. 10 - 18 Uhr
Sa. u. So. 11 - 18 Uhr
Mo. geschlossen

Der Eintritt ist frei.