[WestG] [AUS] Lipsius, Kunstwerk des Monats, Westf. Landesmuseum f.
Kunst u. Kulturgeschichte, Muenster
Marcus Weidner
Marcus.Weidner at lwl.org
Mon Dez 8 14:11:59 CET 2003
Von: "LWL-Pressestelle" <pressestelle at lwl.org>
Datum: 08.12.2003, 13:56
AUSSTELLUNG
Justus Lipsius -
Kunstwerk des Monats im Westfälischen Landesmuseum
für Kunst und Kulturgeschichte
Der niederländische Philologe, Philosoph und Historiker Justus Lipsius
(1547 - 1606) war europaweit einer der berühmtesten Gelehrten seiner Zeit. Zu seinen
herausragenden Leistungen gehören die erste kritische Tacitus-Ausgabe, die er 1574
vorlegte und seine Seneca-Edition von 1605. Seine staatstheoretischen Schriften wurden zu
grundlegenden Werken des Absolutismus, seine philosophischen Abhandlungen über die Lehre
der Stoiker (um 300 v. Chr. gegründete Philosophenschule, die die Vernunft des Menschen
betont) waren eminent wichtig für den aufkommenden Neostoizismus. Wegen dieser und
weiterer wissenschaftlicher Leistungen wurde Lipsus oft porträtiert.
Als ein besonders gelungenes Beispiel dafür zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe einen
Kupferstich von Cornelis Galle (d. Ä.) als Kunstwerk des Monats Dezember in seinem
Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster. Der Kupferstich
entstand 1615 postum nach einer Zeichnung von Peter Paul Rubens (1577 - 1640), die wiederum
auf einem heute verschollenem Gemälde von Abraham Janssens (1775 - 1632) aus dem Jahr 1605
basiert. "Während zeitgenössische Künstler Lipsius als Wissensvermittler zeigen oder ihn
in der Tradition der Gelehrtenporträts darstellen, schmückt Galle sein Lipsius-Porträt
mit reichhaltiger Symbolik zu einem großartigen Ruhmesblatt", charakterisiert
LWL-Kunsthistorikerin Sabine Bär das Galle-Werk.
Galle zeigt den 58-Jährigen in typischer Gelehrtenkleidung mit pelzbesetztem Überwurf und
Talar mit gefältetem Kragen. "Dabei gelingt es ihm, die besondere Aufmerksamkeit des Betrachters
auf den durchgeistigten, ins Weite gerichteten Blick Lipsius' zu lenken. Es ist jedoch die prächtige
Ausschmückung des an sich schlicht gehaltenen Porträts, die die Größe und den Ruhm Lipsius
kommentieren", so Bär. Dazu gehören ein Lorbeeroval, zwei überquellende Füllhörner als Symbolder
unerschöpflichen Gaben, eine Schlange, die für Weisheit und Klugheit steht, sowie zwei
Öllampen, die zum ewigen Gedächtnis an Lipsius brennen. Der geflügelte Hut des antiken
Gottes und Götterboten Hermes, der auch als Gott der Wissenschaft und Eloqenz verehrt wurde,
zeichnet Lipsius als Meister der Rhetorik aus. Fackeln und Sonnenstrahlen ehren ihn
schließlich mit ihrem Licht als Auserwählten, den göttliches Licht zu geistiger
Erleuchtung und Erkenntnis geführt haben.
Lipius wurde 1547 als Joest Lips in Overijse bei Brüssel geboren. Seine wohlhabende und gebildete
Familie ermöglichte ihm eine standesgemäße Ausbildung am Jesuitengymnasium in Köln. Ab 1572 war
er Professor für Beredsamkeit und Geschichte an der lutherischen Universität Jena. Später lehrte er an der
katholischen Universität Jena, in Antwerpen und ab 1579 an der calvinistischen Universität
Leiden. 1593 kehrte er schließlich nach Leiwen zurück und lehrte dort bis zu seinem Tod Alte
Geschichte und Latein.
INFO
Das Westfälische Landesmuseum hat zum Kunstwerk des Monats ein
Faltblatt herausgegeben, das für einen Euro im Museum zu erhalten ist.
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Domplatz 10
48143 Münster
URL: www.landesmuseum-muenster.de