[WestG] [AKT] Freilichtmuseum Detmold,
Haus fuer das Sauerlaender Dorf
Marcus Weidner
Marcus.Weidner at lwl.org
Mon Dez 1 13:47:53 CET 2003
Von: "LWL-Pressestelle", <presse at lwl.org>
Datum: 01.12.2003, 12:44
AKTUELL
Doppelrekord: Ein 200-Tonnen-Haus fährt in neun Teilen über 290 Kilometer ins
LWL-Freilichtmuseum Detmold
Finnentrop-Fretter/Detmold (lwl). Das Haus Remberg aus Finnentrop-Fretter (Kreis Olpe)
begibt sich auf die Straße und stellt dabei gleich zwei Westfalen-Rekorde auf: Mit über 290
Kilometern - einige Baustellen machen Umwege nötig - fährt es die längste Strecke, die bisher
ein Haus auf Westfalens Straßen zurückgelegt hat. Außerdem ist das 200 Tonnen schwere
Gebäude mit einer Grundfläche von 13,70 mal 10,40 Metern bei einer Höhe von 13,50 Metern das
größte Haus, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als so genannte
'Ganzteiltranslozierung' bisher in sein Westfälisches Freilichtmuseum Detmold geholt
hat. Insgesamt drei Tage (1. bis 3. Dezember) dauert es, das Haus von Fretter nach Detmold zu
bringen. Dabei zerlegt das Museumsteam das Fachwerkhaus nicht komplett in seine
Einzelteile: Das Gebäude geht in neun Großteilen auf Achse.
'Nur so können wir das ursprüngliche Gesicht des Hauses erhalten, denn bei einer Ganzteil-
translozierung bleiben alle originalen Putze, Tapeten und Installationen erhalten', erklärt LWL-Projektleiter
Dr. Hubertus Michels. Im Detmolder Freilichtmuseum angekommen, wird das Haus zunächst
neben seinem künftigen Platz im Sauerländer Dorf eingelagert, später wird der LWL es hier
wieder aufbauen. Insgesamt acht Monate hat das Museumsteam gebraucht, um das Haus Remberg
reisefertig zu machen: Die Gebäuderestauratoren haben das Haus in neun große Teile zerlegt.
Diese Teile Hauses haben sie mit Holzkonstruktionen so verpackt, dass sie den Transport
unbeschadet überstehen. Einige besonders gefährdete und empfindliche Hausteile wie das
Treppenhaus, Fenster und Schornsteine haben die Museumsmitarbeiter ausgebaut und
zerlegt. Dabei hat jedes Einzelteil eine Nummer erhalten, so dass es beim Wiederaufbau des
Hauses im Museum an seiner ursprünglichen Stelle wieder eingebaut werden kann.
'Wir haben das Haus immer an den Fenster- oder Türachsen getrennt, weil hier der geringste Schaden
entsteht', erklärt LWL-Architektin Claudia Diekmann. Mit einem 160-Tonnen und einem
100-Tonnen-Kran werden die bis zu 29 Tonnen schweren Großteile auf Tieflader gehievt. Den
Anfang machen dabei die Räucher- und die Gesindekammer, die unter dem Dach untergebracht
sind. Über Jahre hinweg hat sich der frühere Eigen- tümer Elmar Remberg vergeblich bemüht,
das Haus an Ort und Stelle zu erhalten. Die einzige Chance das Haus zu retten, bestand
schließlich darin, es ins LWL-Freilichtmuseum zu bringen, um es dort als Teil des
Sauerländer Dorfes wieder aufzubauen. 'Die historische Überlieferungsqualität des
Gebäudes ist aus musealer Sicht hervorragend. Die Bausubstanz, die Raumstruktur und viele
Details wie Fenster, Fußböden und Putze aus der Erbauungszeit 1877 sind zum großen Teil
erhalten oder seitdem nur wenig verändert worden', ist sich der stellvertretende
LWL-Museumsleiter Dr. Jan Carstensen sicher.
Das LWL-Museum baut sein Sauerländer Dorf nach wissenschaftlichen Erkenntnissen auf. Dabei
entsteht ein für das Sauerland typisches Kleindorf. 'Das Ortsbild unseres Sauerländer Dorfes setzt sich
aus Gebäuden, Gärten und Freiflächen zusammen, wie sie in der Zeit um 1920 in der Region prägend
waren. Als man den Gedanken an uns herantrug, das Haus Remberg in unser Museum zu retten, lief man
bei uns offene Türen ein. Denn uns fehlte für unser Konzept ein Bauernhof aus der Zeit um 1900', freut sich
Carstensen über den Museumszuwachs. 'Damalige Hofneubauten wie dieses Haus der Familie
Remberg erfüllten mit ihrer Trennung von Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden die damals
aktuellsten Ansprüche an Hygiene und Repräsentation. Insbesondere vermögendere Familien
auf dem Lande orientierten sich dabei an den zeitgleich errichteten Bürgerhäusern in den
Städten. Das Haus der Familie Remberg zeigt dies sehr gut und belegt die Aufgeschlossenheit
der Bauherrn gegenüber fortschrittlichen Ideen', fügt Michels hinzu.
Nachdem die Translozierung 1999 zunächst am Geld zu scheitern drohte, fanden sich mehrere Förderer, die
110.000 Mark als Anschubfinanzierung zusagten. Zu diesen Förderern gehören die Familie
Elmar Remberg, die Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung aus Herdecke/Ruhr, die Stiftung
der Sparkasse Finnentrop und die Gemeinde Finnentrop. Mit ihrer Unterstützung werden 40
Prozent der Kosten, die insgesamt rund 125.000 Euro betragen, für die Überführung des Hauses
in das Museum abgedeckt.
INFO
Westfälisches Freilichtmuseum Detmold
Landesmuseum für Volkskunde
Krummes Haus
32760 Detmold
Telefon: 0 52 31 / 706 - 0
Fax: 0 52 31 / 706 - 106
Besucherinfos (Ansage): 0 52 31 / 706 - 105
Für weitere Informationen, Preis- oder Programmauskünfte nutzen Sie bitte auch
die Kontakt-Email: wfm-detmold at lwl.org
Ansprechpartner während Ihres Besuches sind die Kolleginnen im Info-Büro
(Auskünfte und Buchungen: Führungen, Rundgänge, Museumspädagogik), telefonisch unter
0 52 31 / 706 - 104 zu erreichen.
Internet:
www.freilichtmuseum-detmold.de